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Caroline

Der schwarze Panther

Letzthin habe ich Mina zu einer Einkaufstour überredet. War kinderleicht. Denn Mina liebt Shoppen, ganz im Gegensatz zu mir. Was für andere Spass und Vergnügen bedeutet, ist für mich blosse Reizüberflutung - und weckt in mir den Wunsch, so schnell wie möglich den Rückzug anzutreten… Aber ich schweife ab.


Tags zuvor fiel ich nämlich in ein Selbstmitleidsloch: Ich ertappte mich dabei, wie ich mich mit Menschen in meinem Alter verglich, deren Kinder schon flügge oder mindestens Teenager sind. Jugendliche sind ja überglücklich, wenn sie mal sturmfreie Bude haben. Dann dachte ich neidisch an die jüngeren Menschen in meinem Verwandten- und Freundeskreis, die (noch) keine Kinder haben und ihre Abende und Wochenenden so gestalten können, wie es ihnen gefällt. Ich habs sonst nicht so mit Vergleichen, denn eigentlich bin ich ganz glücklich mit meinem Leben. Wieso dann der plötzliche Gefühlsabsturz?


Mina will keine sturmfreie Bude, sondern mich nicht mehr aus den Augen lassen, sobald sie von der Schule oder vom Spielen heimkommt. Am besten wäre jeden Abend ICH daheim und würde sie zu Bett bringen. Obwohl Romeo das genau so gut kann. Leibliche-Mutter-Issues vermutlich. Wo ich dann meine Verabredungen mit Freunden, Konzerte, Dates mit unseren ausgeflogenen Töchtern und meinem Mann unterbringe? Exzellente Frage! „Nirgends“, würde Mina dazu sagen.


Und dann sind da die Wochenenden. Vielleicht erinnert ihr euch, dass ich mir beim letzten Mal im September gelobt habe, von jetzt an immer mal wieder am Wochenende kinder-blau zu machen. Weil es mir so gut tut. Im September hat es ja recht gut geklappt, weil Mina mich jederzeit anrufen konnte. Doch seitdem sagt sie immer wieder, dass ich nie mehr fortgehen darf. Weil sie mich IMMER braucht. Daher das Selbstmitleid.


Hmm... Wie wäre es denn mit einem Mutterersatz, wenn ich nicht da bin? Mina sagt manchmal spasseshalber Big Mama zu mir. Und zeigte mir letzthin in einem Laden ein grosses, weiches Kuscheltier, einen schwarzen Panther, den sie soo gerne hätte. Und so sage ich zu ihr: "Mina, was meinst du, wenn wir eine Big Mama kaufen gehen, die immer bei dir ist, wenn ich am Wochenende mal nicht da bin? Den schwarzen Panther?" „Au ja,“ meint Mina begeistert. Seitdem schlafen Mina und der schwarze Panther in der Nacht selig Rücken an Rücken.


Und ich teile Mina mit, dass ich vor Weihnachten übers Wochenende wegfahre, und der schwarze Panther ihr dann Gesellschaft leisten wird. Mina protestiert zwar, aber ihrer Reaktion nach denke ich, das wird schon gehen. Doch als ich sie eine Woche vorher daran erinnere, fängt sie heftig an zu weinen. "Mami, nein, du musst bei mir bleiben!" Roter Zustand, ist mein Eindruck. Mist. Soll ich mir jetzt wieder leid tun? Oder auf das freie Wochenende verzichten? Oder...? Im Coaching bekäme ich vermutlich den Tipp, Mina zu fragen, was ich tun kann, damit es für sie okay ist, wenn ich weg bin. Und so nehme ich meinen Mut zusammen und frage sie am nächsten Tag: "Mina, du hast ja gestern fest weinen müssen, als ich dich erinnert habe, dass ich nächstes Wochenende weg bin. Was kann ich tun, damit es für dich okay ist, wenn ich nicht da bin?“ "Du musst mich jeden Tag zehnmal anrufen, wenn du weg bist!“, antwortet Mina ohne zu zögern. "Deal!", antworte ich.


Nun bin ich in den Bergen und geniesse die freie Zeit. Natürlich muss ich ab und zu Mina anzurufen, so wie wir es abgemacht haben. Meistens nimmt sie das Telefon nicht ab. Und ruft irgendwann zurück, und ich höre es vielleicht grad nicht. Aber eines Nachmittags meldet sich Mina sofort, als ich es wieder versuche: "Mami, schau, ich habe meine Freundinnen aus der Nachbarschaft zu Besuch in meinem Zimmer! Tschüss." Undeutlich kann ich noch die anderen Kinder erkennen, dann wird alles dunkel. Mina hat aufgelegt. Yes!!! Und weiter geht's bei mir: Big Mama on holiday...


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