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Caroline

Bitte ohne Simone!

Letzten Samstag waren wir bei der "bösen Simone", pardon, bei unserer langjährigen Freundin Simone, zum Barbecue eingeladen. Schönes Wetter, warme Temperaturen, perfekt für einen Grillabend auf Simones Balkon. Doch nun Mina will nicht mit.


"Mami, du musst mit mir zu Hause bleiben, und Papi soll alleine zu Simone gehen." Mina und Simone waren lange gut miteinander klargekommen. Simone betrachtete sich sogar als Minas Patentante. Doch dann, vor zwei Jahren... Kam die 40-Jährige eines schönen Tages zu Besuch und versuchte Mina das Mogeln beim Uno-Spiel auszutreiben. Ich hatte Simone zuvor gewarnt und ihr erklärt, mit der damals sechsjährigen Mina könne man nur spielen, wenn man ihr Mogeln akzeptiere. "Nein, nein, das machen wir jetzt richtig," sagte Simone im Brustton der Überzeugung. Mina, gewieft im Kartenpräparieren, übernahm das Austeilen. Worauf Simone das Spiel innert kürzester Zeit verlor. Natürlich wusste sie, dass Mina irgendwie nachgeholfen hatte, konnte es aber nicht beweisen. Statt ihre Niederlage mit Humor zu nehmen, nervte sich Simone furchtbar und schaute Mina bei der nächsten Runde extra in die Karten. Danach war mit Mina nicht mehr gut Kirschen essen. Beim Zeichnen sagte sie zu Simone, sie dürfe ihre Buntstifte nicht benutzen und sie, Mina, nicht mehr anschauen. Simone ignorierte beides und malte einfach weiter. Mina liess sich dann zu: "Halt die Klappe, Simone", hinreissen, worauf diese schockiert und beleidigt die Wohnung verliess. Seitdem tut Simone, als hätte es den Vorfall nie gegeben. Darüber reden wollte sie nie. Und für Mina ist es seitdem nicht mehr das Gleiche mit Simone. Kann ich ja verstehen.


Und nun will Mina partout nicht mitkommen. Obwohl Romeo und ich ja dabei sind. Als ich frage, warum denn nicht, antwortet Mina: "Simone ist böse, ich gehe nicht in ihre Wohnung." Dabei bleibt sie. Romeo und ich schauen uns ratlos an. Da es ein schöner Sommertag ist und wir nicht weit weg von Simone wohnen, beschliessen wir, Mina bei uns in der Nachbarschaft mit ihren Freunden spielen zu lassen und alleine zum Abendessen zu gehen, wenn Mina das lieber ist. Beim Eindunkeln werde ich mich dann bei Simone verabschieden, heimradeln, Mina in Empfang nehmen und sie bei uns ins Bett bringen, während Romeo den Abend weiter bei Simone und ihrem Mann geniessen kann. Ihr und ihrem Mann werden wir wahrheitsgemäss sagen, dass Mina nicht mitkommen wollte und wir sie deshalb bei uns draussen spielen lassen. Wenn sie das Kind oder uns dann für gestört halten, tant pis. (Tun sie ja vielleicht jetzt schon.) Und nächstes Mal werden wir Mina von Anfang an in unsere Simonepläne einbeziehen.


Doch jetzt ist es Zeit für die Kinderdisco im Kirchgemeindehaus. Mina freut sich riesig. Danach werden wir ihr sagen, dass sie draussen mit ihren Freunden spielen kann, wenn sie wirklich nicht zu Simone mitkommen will. Doch als wir Mina nach der Kinderdisco abholen, fragt sie nur: "Kann ich noch etwas bleiben, bevor wir zu Simone fahren? Es ist sooo cool hier." Wir staunen. Also ist sie doch bereit, mitzukommen? Nach 10 Minuten Verlängerung machen wir uns mit unseren Fahrrädern auf den Weg zu Simone. Das heisst, Romeo und ich machen uns auf den Weg dorthin; Mina fährt in eine komplett andere Richtung. "Ich gehe jetzt heim," ruft sie. Dabei ist gar niemand zu Hause. Als ich Mina einholt habe und ihr die Richtung zu Simones Wohnung zeigen will, habe ich auf einmal das Gefühl, dass Mina Angst vor dem Besuch bekommen hat. "Mina, was hast du?" frage ich. "Simone ist fies!" kommt es wie aus der Pistole geschossen. Ja, kann man so sehen, wenn man an den Zusammenstoss vor zwei Jahren denkt. Und was machen wir jetzt?


"Mina, wenn du möchtest, werde ich beim Besuch die ganze Zeit neben dir sitzen und alles tun, damit du dich wohl fühlst. Gut?" Gespannt warte ich auf Minas Antwort. "Ok, aber dann gibst du mir jetzt dein grosses Velo und ich fahre mit dem, und du mit meinem." Obwohl es ein unsinniger Vorschlag ist, gehe ich darauf ein, denn das scheint im Moment Minas bestes Angebot zu sein. Ob ihr das die Kontrolle über die Situation gibt und ihre Angst vor dem Besuch vermindert, wenn sie bestimmen kann, WIE wir dorthin fahren? Natürlich kann ich mit Minas Kindervelo nicht fahren, nur sie mit meinem. So wechseln wir uns ab: Einmal nimmt Mina mein Velo und ich gehe mit ihrem zu Fuss. Dann fährt sie wieder ein Stück mit ihrem eigenen Fahrrad und ich kann auf meines steigen. Und irgendwann sind wir am Ziel.


Beim Besuch verhält sich Mina lange reserviert gegenüber Simone und ihrem Mann, und ich bleibe an ihrer Seite. Doch gegen Ende des Abends zieht sie Simone auch einmal von sich aus ins Gespräch und zeigt ihr, wo sich die Katze im Wohnzimmer versteckt hat. Ja, dafür stosse ich doch gerne in der Sommerhitze ein Kindervelo vor mich hin...k



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